Winsen, am Montag den 18.08.2025

Wenn der Ruhestand näher rückt

von Landkreis Harburg am 14.02.2024


Wenn der Ruhestand näher rückt, kann der Unternehmer nicht einfach den Schreibtisch ausräumen, die große Abschiedsparty feiern und dann die Bürotür zum letzten Mal schließen. Die rechtzeitige und systematische Vorbereitung einer Unternehmensnachfolge ist eine große Herausforderung, die gut vorbereitet werden will. Denn schließlich gilt es, den Betrieb und damit das Lebenswerk dauerhaft zu erhalten und die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sichern. Wie das gelingen kann und was es dabei alles zu beachten gilt, zeigten die Referentinnen und Referenten im Rahmen der Reihe „Wirtschaftsförderung vor Ort“.

Mit der Veranstaltung hatten die Stabsstelle Kreisentwicklung / Wirtschaftsförderung des Landkreises Harburg und die Samtgemeinde Hollenstedt eindeutig den Nerv getroffen. Mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich und hatten eine Vielzahl von Fragen. „Wir waren komplett ausgebucht und wurden geradezu überrannt“, freute sich Thomas Nordmann von der Stabsstelle Wirtschaftsförderung über die große Resonanz.

Unter der Überschrift „Unternehmensnachfolge erfolgreich gestalten: Chancen erkennen und wirkungsvoll auf den Weg bringen“ beleuchtete Kai Lührs, Nachfolgemoderator bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg, die wichtigsten Aspekte einer Unternehmensnachfolge – von den ersten Überlegungen bis zur Übernahme. Er berät als Nachfolgemoderator unabhängig und neutral die Unternehmer und Unternehmerinnen und ihre potenziellen Nachfolger und Nachfolgerinnen.

Angesichts des demographischen Wandels ist der Generationswechsel in vielen Unternehmen ein aktuelles Thema.  Schon bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern macht sich diese Entwicklung bemerkbar: Nach dem aktuellen Fachkräftereport des Landkreises sind über 35 Prozent der Beschäftigten älter als 50 Jahren. Bei den Unternehmern sieht das ähnlich aus: Bundesweit sind immerhin eine rund Million Betriebsinhaberinnen und –inhaber älter als 60 Jahre. Nach Schätzungen steht in den nächsten zehn Jahren bei rund einem Drittel der Betriebe die Nachfolge an. „Bis 2026 stehen in Niedersachsen etwa 18.000 Unternehmensnachfolgen an“, erläutert Kai Lührs. Davon sind dann auch mehr als 200.000 Arbeitsplätze betroffen. Der Nachfolgeberater weiß aber aus seiner beruflichen Erfahrung nur zu gut: „Oft wird die Unternehmensnachfolge zu spät angegangen.“

Denn Unternehmensnachfolge und -übergabe ist ein Thema, das die Betroffenen sehr bewegt. „Das ist ein komplexer Prozess, nicht nur rechtlich und betriebswirtschaftlich, sondern auch emotional. Schließlich gibt man sein Lebenswerk ab“, betont Thomas Nordmann. „Das sollte man nicht unterschätzen.“ Kai Lührs kann das nur bestätigen: „Man muss abgeben, muss loslassen können.“ Denn das lange selbst geführte Unternehmen zu übergeben, ist eine Entscheidung von großer Tragweite für jeden Unternehmer und jede Unternehmerin und nicht selten mit vielen Hoffnungen, aber auch Ängsten verbunden.

Das braucht seine Zeit: Experten schätzen, dass man von den ersten Überlegungen bis zur tatsächlichen Übergabe zwei bis fünf Jahre veranschlagen sollten. „Fangen Sie nicht zu spät an“, rät Lührs. Denn die Übergabe sowohl innerhalb der Familie als auch an Externe muss rechtzeitig vorbereitetet und der bevorstehende Generationswechsel gut kommuniziert werden. Und das bedeutet nach Worten des Nachfolgemoderators, dass die Nachfolge ab einem Alter von etwa 55 Jahren für jede Unternehmerin und jeden Unternehmer ein Thema sein sollte. Dazu gehört zu Beginn auch eine umfassende Analyse, bei der auch die Frage gestellt werden muss, ob Familienmitglieder den Betrieb weiterführen können und wollen – oder ob man einen externen Unternehmensnachfolger sucht. „Die Nachfolge in der Familie ist nicht mehr selbstverständlich.“

Aber nicht nur Tipps, um den „roten Faden“ sowie die wichtigen Fragen und Antworten für eine solche Übergabe zu finden, spielten bei der Veranstaltung eine Rolle. Auch die verschiedenen Beratungsangebote und Fördermöglichkeiten rund um Übergabe und Nachfolge waren Thema.

„Wirtschaftsförderung vor Ort“ ist eine Veranstaltungsreihe des Landkreises Harburg in Kooperation mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden für Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Interessierte im Landkreis Harburg. Ziel ist es, den Austausch zwischen Verwaltung, Institutionen und Unternehmen zu fördern, für aktuelle Themen und wichtige Herausforderungen zu sensibilisieren und über die verschiedenen, häufig unbekannten Unterstützungsangebote und finanziellen Fördermöglichkeiten zu informieren. Dazu geben anerkannte Experten und Praktiker aus Betrieben vor Ort Anregungen und Tipps.

Bei der nächsten Veranstaltung am 18. April geht es um neue Rekrutierungswege und moderne Wege der Personalgewinnung. Alle Informationen finden sich auch unter www.landkreis-harburg.de/wirtschaftsfoerderung-vor-ort .

 

 

Foto ©Landkreis Harburg / Bildunterschrift:

Über Details zu einer gelingenden Unternehmensnachfolge informieren (von links) Alexander Schultz von der Samtgemeinde Hollenstedt, IHK-Nachfolgemoderator Kai Lührs, Kerstin Helm von der WLH und Thomas Nordmann von der Stabsstelle Kreisentwicklung / Wirtschaftsförderung.

© Fotos: Landkreis Harburg


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