Vom Behelfsheim zum Zuhause: Fotoausstellung „Ley-Bude“ eröffnet
von Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg am 11.03.2025Vom Behelfsheim zum Zuhause: Fotoausstellung „Ley-Bude“ eröffnet
Bis 6.7.2025, Sa – So 10 – 18 Uhr, Di – Fr 9 – 17 Uhr, Eintritt 11 Euro für Erwachsene, unter 18 Jahren frei, kiekeberg-museum.de
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Rosengarten-Ehestorf, 11.3.2025 – Wie aus einem Provisorium ein Zuhause wurde: Das zeigt die neue Fotoausstellung „Ley-Bude“ im Freilichtmuseum am Kiekeberg. Gäste aus Kultur, Politik und Gesellschaft besuchten die Eröffnung am Freitag, dem 7. März. Einige kannten die „Ley-Buden“ noch aus eigener Erfahrung. Die Hamburger Fotografen Enver Hirsch und Philipp Meuser haben mit ihren 30 Aufnahmen dokumentiert, wie sich die kleinen Behelfsheime aus dem Zweiten Weltkrieg über Jahrzehnte wandelten. Die Fotoausstellung ist noch bis Sonntag, dem 6. Juli 2025 zu den regulären Öffnungszeiten im Hauptgebäude des Museums zu sehen: dienstags bis freitags 9 bis 17 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 11 Euro, für Personen unter 18 Jahren ist der Besuch kostenlos. Weitere Informationen gibt es unter kiekeberg-museum.de.
Behelfsheime als Wohnraum in der Nachkriegszeit
Die „Ley-Buden“ entstanden zwischen 1943 und 1945 als Notlösungen von den Nationalsozialisten für Familien, die aus Städten wie Hamburg ausgebombt wurden. Gerade einmal 20 Quadratmeter groß, waren sie für bis zu sechs Personen gedacht. Einige dieser einfachen Hütten stehen noch heute, oft umgebaut und als Wochenendhäuser genutzt. „Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte man solchen Gebäuden keine museale Bedeutung beigemessen. Heute erkennen wir ihren Wert als Zeugnisse der Geschichte“, erklärt Museumsdirektor Stefan Zimmermann. Die Fotoausstellung zeigt den Wandel dieser Unterkünfte. Dr. Malte Jörn Krafft, stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats des Freilichtmuseums, ergänzt: „Die Aufnahmen fangen nicht nur bauliche Veränderungen ein, sondern erzählen Geschichten von Begegnungen und Erinnerungen. Sie laden dazu ein, über eine nicht selbstverständliche Zukunft in Frieden nachzudenken.“
Einblick in die Museumsarbeit
Chris Stölting, Abteilungsleiter Wissenschaft, Ausstellung & Sammlung am Kiekeberg, betont: „Die Fotoausstellung gibt einmalige Einblicke in die Weiternutzung der ehemaligen Behelfsheime. Gleichzeitig ermöglicht sie einen Blick hinter die Kulissen unserer Museumsarbeit.“ Ende Mai eröffnet das Museum zudem eine originale „Ley-Bude“ mit einer Dauerausstellung zur Zeit des Nationalsozialismus im Landkreis Harburg.
Seine Kollegin Anne Herrgesell ergänzt: „Unser Museum schließt mit der ‚Ley-Bude' eine Lücke in der Geschichtsvermittlung. Wir wollen zeigen, wie sich das Leben im Landkreis unter dem Nationalsozialismus veränderte und welche Spuren diese Zeit hinterlassen hat.“ Wie viele „Ley-Buden" im Landkreis Harburg gebaut wurden, lässt sich nicht genau rekonstruieren. Sicher sei nur, dass der Landkreis im Jahr 1944 die Anzahl 1.000 Behelfsheime zugewiesen bekam.
Fotografien erzählen Geschichten
Die Fotografen Enver Hirsch und Philipp Meuser gaben spannende Einblicke in ihre Arbeit. „Das Projekt kam zu uns, es hat uns gefunden“, sagt Philipp Meuser. „Wir wollten herausfinden, was es direkt vor unserer Haustür zu entdecken gibt.“ Die Bilder entstanden auf analogem Film mit einer Großformatkamera. „Das verlangsamte zwar unseren Arbeitsprozess, aber so konnten wir beide mal hinter die Kamera treten. Wer welches Bild gemacht hat, wissen wir selbst nicht mehr“, ergänzt Enver Hirsch. Interessant auch: „Die Innenaufnahmen haben wir nur in Behelfsheimen in Hamburg fotografiert, die vor dem Abriss standen. Alle Häuser, die hier von innen zu sehen sind, gibt es also heute schon nicht mehr“, so Hirsch. Ihr Bildband „Behelfsheim“ ist mit selbstgefertigtem Siebdruck-Einband auf altem Buchbindermaterial erhältlich – im Museumsladen, unter behelfsheim.com und im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-00-065630-9, 35 Euro).
Ausblick: neue Dauerausstellung in originaler „Ley-Bude“
Die Fotoausstellung „Ley-Bude“ ist bis zum 6. Juli im Freilichtmuseum am Kiekeberg zu sehen. Sie dient als Einführung zur originalen „Ley-Bude“, die Ende Mai eröffnet wird. Dort gibt eine Dauerausstellung Einblicke in das Leben in der Region während des Nationalsozialismus.
Am Eröffnungswochenende vom 30. Mai bis 1. Juni findet im Museum die Veranstaltung „1945. Der erste Sommer im Frieden“ statt. Rund 60 Darsteller veranschaulichen das Ankommen von Geflüchteten, die ersten Schritte des Wiederaufbaus und die Rolle der britischen Besatzungsmacht.
Fotos:
Bild 1 Die Fotografen und das Museumsteam am 7.3.25 zur Eröffnung Fotoausstellung „Ley-Bude“, Bild FLMK
BU 1: Am Freitag 7.3. bei der Eröffnung der Fotoausstellung „Ley-Bude“ am Kiekeberg v. l. Enver Hirsch und Philipp Meuser, Hamburger Fotografen (Ausstellungspartner und Autoren des Buchs „Behelfsheim“), Stefan Zimmermann (Museumsdirektor Freilichtmuseum am Kiekeberg), Dr. Malte Jörn Krafft (stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats Freilichtmuseum am Kiekeberg), Anne Herrgesell und Chris Stölting (Abteilungsleitung Wissenschaft, Ausstellung & Sammlung), Bild FLMK
Bild 2 Die Fotografen Enver Hirsch und Philipp Meuser am 7.3.25 bei der Eröffnung der Fotoausstellung „Ley-Bude“, Bild FLMK
Bild 3 Fotoausstellung „Ley-Bude 8.3.-6.7.2025 im Freilichtmuseum am Kiekeberg, Bild FLMK
Bild 4: Cover des Fotobands Behelfsheim, Bild Enver Hirsch und Philipp Meuser, Bild FLMK
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