Vier Männer stellen sich nach Messerattacke
von Carlo Eggeling am 24.04.2023Acht waren am Sonntag auf dem St.-Stephanus-Platz aufeinander losgegangen, vier schnappte die Polizei später in Hamburg-Bergedorf, vier weitere, die zunächst stiftengegangen waren, stellten sich im Laufe des Tages auf der Wache in Lüneburg. Nun haben die Ermittler zwar alle Kontrahenten beisammen, doch die schweigen zu den Abläufen. Trotzdem geht die Polizei derzeit davon aus, dass -- anders als bei anderen blutigen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre -- kein Zusammenhang mit sogenannter Clan-Kriminalität und Drogengeschäften besteht. Es könne um persönlichen Streit gegangen sein -- die Bandbreite reiche von verschmähter Liebe bis Beleidigung. Polizeisprecher Kai Richter: "Die Kollegen ermitteln."
Wie berichtet, waren am Sonntag gegen 15.50 Uhr auf dem Platz in Kaltenmoor zwei Gruppen in heftigen Streit geraten. Angeblich fielen drei Schüsse aus einer Schreckschusspistole, zudem war mindestens ein Messer im Einsatz. Vier Protagonisten mit iranischem Hintergrund, wie jetzt klar ist, im Alter zwischen 25 und 34 Jahren flüchteten mit einem schwarzen Mercedes mit Hamburger Kennzeichen. Offenbar war der Polizei relativ schnell klar, wohin die Reise gehen sollte: Hamburger Beamte stoppten das Quartett am Weidenbaumsweg in Bergedorf, also an der Durchgangsstraße Richtung Billstedt und Innenstadt. Zwei Männer wiesen Stichverletzungen auf, in einem Fall hieß es zunächst: lebensbedrohlich. Doch so schlimm war es am Ende nicht, beide Männer konnten die Kliniken noch am Abend wieder verlassen. Alle vier kamen erst einmal in die Zelle.
Die anderen Heißsporne haben einen afghanischen Hintergrund. Zwei von ihnen waren auch durch "leichte" Schnitte verletzt. Diese Wunden könnten aber schon älter sein, denn die Polizei spricht davon, dass einer der Männer bei einem anderen Messer-Streit aufgefallen war. Diese vier sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Wie ihre "Gegner" leben auch sie in Stadt und Landkreis Lüneburg, einige in Kaltenmoor.
Offenbar gab es eine Vorgeschichte. Die Polizei sagt, dass einer der Afghanen am Abend zuvor gegen 23 Uhr in das Lokal eines der Iraner am Sand gestürmt sein soll, Tische und Stühle umgeworfen habe und einen 25-Jährigen "am Kragen" gepackt habe, um zu erfahren, wo sich ein anderer Mann aufhalte. Das deutet auf einen längeren Streit hin.
Aus der Szene wiederum ist zu hören, dass jemand aus der afghanischen Gruppe vor Wochen Scheiben des Lokals eingeschlagen habe. Nun sollte es in Kaltenmoor ein klärendes Gespräch geben, das sei vermutlich eskaliert. Einer der Afghanen habe zugestochen, die Opfer hätten Verletzungen an der Lunge und im Rücken erlitten. Die Iraner seien geflüchtet und statt zum Krankenhaus zu fahren in ihrer Angst in Richtung Hamburg gesteuert.
All das wird die Polizei versuchen zu klären. Die Tatwaffen, Messer und Schreckschusspistole, haben die Beamten noch nicht finden können. Den Mercedes, der keinem Beteiligten gehört und von jemandem geliehen war, wurde sichergestellt und wird untersucht. Einige der Beteiligten seien nicht unbekannt, erklärt Polizeisprecher Richter. Sie seien wegen Körperverletzungsdelikten aufgefallen.
Die Polizei ermittelt weiterhin unter anderem wegen eines möglich versuchten Tötungsdelikts sowie gefährlicher Körperverletzung. Wahrscheinlich, so hieß es am Mittag, werde die Staatsanwaltschaft keinen Haftbefehl beantragen. Carlo Eggeling
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.