Winsen, am Montag den 18.08.2025

Versprechen, versprochen

von Carlo Eggeling am 04.02.2023


Meine Woche

Versprechen, versprochen



Jetzt hat's auch die Sozialdemokratie getan, eine Solidaritätsadresse für die Karstadt-Belegschaft. Aller Ehren wert. Genauso wie ein Brief der Oberbürgermeisterin vor ein paar Wochen, von dem man nichts mehr gehört hat. Was zeigt, das interessiert in der Zentrale in Essen und auch sonstwo niemanden. Die Beschäftigten haben vieles hinnehmen müssen: ein katastrophales Management, Besitzerwechsel, Pleiten, Entlassungen und Lohneinbußen. Wer beweglich war, ging.

Ein Teil Karstadts mag zu retten sein. Wie lange, ist die Frage. Statt Kaufhaus Innenstadt hören wir von der Vision des Wohnzimmers Innenstadt. Wie sieht die aus? Außer ein paar Wasserspendern, die kaum jemand nutzt, fällt dem Kunden nichts in den Blick. Scheint alles so dahin zu plätschern, wie ein Dahindämmern auf dem Sofa.

In Lübeck hat die Stadt eins der beiden Karstadt-Häuser für knapp 13 Millionen Euro gekauft. Dort nutzen künftig Hochschulen und Schulen Räume -- junge Gesichter, junges Flair. Junge Leute, die in Cafés nach Co-Working-Spaces fragen, die ein anderes Leben in die City bringen. Die Lübecker Nachrichten schrieben zudem: "Das ehemalige Karstadt-Gebäude ist Teil eines Projekts der Wirtschaftsförderung, die Flächen mietet und an Nutzer vermietet, die sich die Innenstadt-Ladenmieten nicht leisten können. 'So wirken wir aktuellem Leerstand entgegen, beleben die Innenstadt und schaffen neue Erlebnisse für Akteurinnen wie Besucher der Innenstadt', sagt Projektmanagerin Linda Osterloh."

Klingt nach einer Idee. Was klingt in Lüneburg? Die ewige Schleife des Bedauerns, aber keine Perspektive. Wobei man sich sicher sein kann, dass die Eigentümer, die den Komplex vor zwei, drei Jahren übernommen haben und Karstadt schon bei der Miete entgegengekommen sind, weiter denken. Beim Rahmen ist die Politik gefragt, von der jetzigen Verwaltung wäre das etwas viel verlangt. Die entscheidet erkennbar ungern.

Kämmerin Gabriele Lukoschek lebt nun als ehemalige Lüneburger Finanzministerin und Pensionärin. Das Datum des Abschieds lange bekannt. Die Nachfolge unklar. Auf Nachfrage heißt es, man sei im Verfahren. Keine Angabe zur Zahl der Bewerber, zur Auswahl, zu irgendetwas. Dass Dezernent mal ein politisches Amt war, scheint vergessen. Auch von der Politik, die das zum zweiten Mal mit sich machen lässt von einer Oberbürgermeisterin, die Transparenz und kooperativen Führungsstil versprochen hatte. Versprechen kann frau sich öfter mal.

Es wurden und werden Namen genannt, auf den Fluren des Rathauses, in den Fraktionen. Zwei aus der CDU sollen inzwischen raus sein. Heute ist in der Zeitung von einer Spekulation zu lesen, über die man in der Blase schon seit Wochen flüstert: Rainer Müller. Ein Mitarbeiter aus dem Zahlenregiment, der Lukoschek auf mehreren Aufsichtsratsposten folgt. Wieder ein Mann, nach dem Markus Moßmann erster Stadtrat und der Grüne Florian Forster Sozialdezernent wurden. Was ist mit der Frauenquote? Ob die Grünen das als Regierungspartei mal diskutieren? Und darüber, dass man angeblich um die 50 000 Euro für eine Agentur bezahlt, die einen Nachfolger suchen soll? Warum, wenn der aus den eigenen Reihen kommt?

Die Parteigranden zeigen, wie flexibel sie sind. Sie laden ein, um über Lösungen für bezahlbaren Wohnraum zu debattieren und verkünden gleichzeitig stolz, dass sie ein Baugebiet in Rettmer verhindert haben und sie zudem die Pläne für das Bauen am Wienebüttler Weg weiter verzögern. Irgendwie nehmen sie anderen Akteuren der Stadtpolitik die Themen aus der Hand. Wie schon beim Theater. Auch ein dahin dämmerndes Thema. Wohnzimmer eben, wer holt Flips und Chips?

Was soll's. Der Bürger hat gewählt. Wer liest schon Programme und guckt, ob sie umgesetzt werden? Nicht mal Politiker. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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