Winsen, am Montag den 18.08.2025

Rollstuhlfahrer unter Druck

von Carlo Eggeling am 01.12.2022


Bauarbeiten versperren den Zugang zur einzigen Behindertentoilette in der Innenstadt



Die Baustelle am Glockenhof steht unter keinem guten Stern: Erst beklagte sich die Geschäftsfrau Nicole Naujoks, dass ihr Geschäft Only4Woman kaum noch zu erreichen sei, nun kommt die nächste Beschwerde und zwar von der Vorsitzenden des Behindertenbeirats: "Die einzige Behindertentoilette in der Innenstadt ist nicht mehr zu erreichen", sagt Daniela Laudan. "Der Zugang ist völlig zugebaut." Was sie besonders ärgert: Sie habe in der Bauverwaltung angerufen, auf den Zustand hingewiesen: "Da wurde mir versprochen, dass der Weg frei gemacht wird. Als ich am Mittwochabend hingegangen bin, um es mir anzusehen, war der Weg zugebaut."

Im Rathaus bedauert Sprecherin Suzanne Moenck den Zustand: "Das tut uns leid und hätte anders laufen sollen." Man spreche mit dem Bauunternehmen und hoffe, den Zugang in den nächsten Tagen freizubekommen und herzurichten. Von jetzt auf gleich gehe es nicht, da dort Material lagere.



So ist das; tonnenschwer reihen sich Paletten mit den alten Gehwegsteinen aneinander -- neben und vor der Rampe, die den Zugang für Menschen im Rollstuhl möglich machen soll. Das merkt man allerdings erst, wenn man direkt an der Treppe steht und kommt sich verklapst vor. Denn auch für Menschen, die gut zu Fuß sind, erschließt sich das Schilda-Rätsel nicht.



Ein Fußgängerschild an der Glockenstraße signalisiert eigentlich einen guten und freien Lauf -- doch geht es nicht weiter. Absperrgitter. Einen Hinweis, dass man einen Umweg über die Bäckerstraße oder Am Berge muss, sucht man vergebens.



Behindernbeiratsvorsitzende Laudan bemängelt die Planung: "Im Vorfeld hat man da wohl nicht nachgedacht. Weder um Frau Naujoks noch um den Zugang hat sich jemand Gedanken gemacht. Der Projektleiter sagte mir, die Behindertentoilette habe er nicht auf dem Schirm gehabt."



Auch von der Lösung, die man ihr vorgeschlagen hat, ist sie wenig angetan: "Es soll Schotter geschüttet werden. Wenn es richtig regnet, ist das alles Matsch." Sie habe Gummimatten oder Platten als vorübergehenden Untergrund empfohlen. Geantwortet habe man ihr: Das könne man nur machen, wenn es nicht zu teuer wäre. Dazu muss man wissen, fällt das Glockenhaus aus, haben Menschen mit Rollstühlen keine Alternative in der Nähe: "Es gibt lediglich drei öffentliche Behindertetoiletten, die anderen sind am Bahnhof und an den Sülzwiesen."



Der nächste Ärger: Am Donnerstagnachmittag war bei Instagram ein Foto zu sehen, mit dem sich Anlieger beklagen, dass ein Baum weggenommen wurde, der in einem Beet in Richtung Wüster Ort stand, Text: "Warum? Der Baum hatte mit der Glockhofumgestaltung gar nichts zu tun."



Wie berichtet, lässt die Stadt einen Teil des Pflasters austauschen und die Fläche zwischen dem rund 40 Meter und 13 Meter breiten Glockenhaus, dem Café und C & A umgestalten. Dazu soll die Passage zur Bäckerstraße durch eine Rampe besser für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen-Piloten erreichbar sein. Veranschlagt hatte die Verwaltung dafür zunächst 360 000 Euro, nun sollen es 450 000 Euro werden. Dazu kommen 140 000 Euro für ein Wasserspiel, 90 Prozent davon fließen aus Fördertöpfen.



Unmut gab es, weil die Baustelle zwar Anfang November eingerichtet, aber erst zehn Tage später mit der Arbeit begonnen wurde. Zudem fühlte sich Ladenbetreiberin Naujoks wie abgeschnitten. Als sie ein Schild aufhängen wollt, um zu zeigen, dass sie geöffnet hat, lehnte das die Baufirma als "Werbung" ab, so sagt sie. Erst nachdem sie im Rathaus nachhakte, durfte sie ein Banner installieren.

Fotos: ca







© Fotos: ca


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