Winsen, am Montag den 18.08.2025

Pädagoge soll sich mehr als 30 Jahre an Kindern und Jugendlichen vergangen haben

von Carlo Eggeling am 09.11.2022




>> Der Mitarbeiter einer Einrichtung im Landkreis Lüneburg gesteht Missbrauch. Es soll mehr als ein Dutzend Opfer geben

Eigentlich soll das Heim im Landkreis Lüneburg ein Schutzraum für Kinder und Jugendliche sein, wer dort betreut wird, hat in der Regel Traumatisches erlebt. Doch für einige der jungen Menschen kam es ganz anders: Ein 63-Jähriger steht im Verdacht, sich über lange Jahre an Kindern und Jugendlichen vergangen zu haben. Entsprechende Informationen bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Lüneburg, Jan-Christoph Hillmer. Der Vorwurf laute auf schweren sexuellen Missbrauch. Es stimme auch, dass der Mann sich selber angezeigt habe. Nach meinen Recherchen, weil drohte, dass sich ein Kind und Angehörige an die Öffentlichkeit wenden wollten. Daraufhin hätten ihn seine Chefs gedrängt, zur Polizei zu gehen und kündigten ihm.

Die Einrichtung, die sich christlichen Werten verpflichtet fühlt, bezieht Stellung: "Mit großer Bestürzung haben wir diesen Sommer von dem Verdacht erfahren, dass eine zu diesem Zeitpunkt in einem Teilbereich einer unserer Einrichtungen beschäftigte Person sexualisierte Gewalt ausgeübt hat. Wir haben diesen Sachverhalt umgehend der zuständigen Heimaufsichtsbehörde gemeldet. Bei der Aufklärung der Tatvorwürfe arbeiten wir eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen. Die beschuldigte Person ist nicht mehr bei uns beschäftigt."

Und weiter: "Als freier Träger der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenhilfe haben wir die Verantwortung übernommen, die physische und psychische Unversehrtheit der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die bei uns leben und von uns betreut werden, zu gewährleisten." Daher sei es "weiterhin äußerst wichtig, Fehlverhalten durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Einrichtungen zu verhindern".

Angeblich soll sich der Beschuldigte über drei Jahrzehnte an Opfern vergangen haben. Die Staatsanwaltschaft umreißt es so: "Der 63-Jährige war nach derzeitigen Ermittlungen mehr als 30 Jahre in einer nichtstaatlichen Einrichtung für Kinder- und Jugendliche im Landkreis Lüneburg tätig. Auf Grundlage der Einlassungen und weiterer Ermittlungen wurde gegen den Beschuldigten bereits Ende August Haftbefehl erlassen, der zwischenzeitlich vorerst mit Auflagen außer Vollzug gesetzt wurde."

Die Frage nach der Zahl möglicher Opfer lässt die Staatsanwaltschaft offen, angeblich soll es um mehr als ein Dutzend Fälle gehen.

Die Polizei hat laut Staatsanwalt Hillmer eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, sie habe bereits Ende August "weiteres Beweismaterial sichern" können. Ermittlungen sollen nach meinen Recherchen nicht nur im Landkreis stattfinden, sondern auch in Mecklenburg-Vorpommern, wohin der Pädagoge familiäre Beziehungen haben soll. Hillmer tritt Erzählungen entgegen, dass der Mann finanziellen Profit aus seinem Vorgehen gezogen habe: "Es liegen derzeit keine Anhaltspunkte dafür vor, dass etwa der Handel mit Kinderpornographie eine Rolle gespielt hätte."

Der Fall zieht Kreise. Denn inzwischen hat die Einrichtung Briefe an ehemalige Bewohner und Familien geschickt, um zu unterrichten, aber auch um herauszufinden, ob es weitere Opfer gab. Zudem berichtet Staatsanwalt Hillmer: "Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiten eng zusammen mit dem Niedersächsischen Landesjugendamt, dem Jugendamt des Landkreises Lüneburg, der Opferhilfe sowie einer Kinder- und Jugendtherapeutin." Auch um den Betroffenen Hilfe anzubieten. Man vermute, so ist aus diesen Kreisen zu hören, dass weitere Jungen missbraucht wurden, der Beschuldigte soll nicht alle seine Taten gestanden haben.

Offen bleibt, wie weit die Einrichtung und andere von den Vergehen des 63-Jährigen wussten. Zwar sagt Hillmer: " Weitere Personen werden im genannten Komplex derzeit nicht als Beschuldigte geführt." Allerdings soll es bereits Anfang der 1990er Jahre Vorwürfe gegen den Mann gegeben haben.

Auf Nachfrage antwortet der Staatsanwalt schriftlich: "Im hiesigen Altaktenbestand ist ein Ihrer Anfrage liegt entsprechendes Verfahren nicht (mehr) vor." Das schließt eben nicht aus, dass es ein solches Verfahren gab. Das soll so gar vor Gericht gelandet, aber mit einem Freispruch geendet haben, weil man damals dem Opfer keinen Glauben schenkte.

Doch es bleibt die Frage, inwieweit andere von dem Verhalten des Pädagogen wussten oder nicht wahrhaben wollten, was nicht wahr sein durfte. Carlo Eggeling

Foto: ca

© Fotos: Carlo Eggeling


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