Mit dem Rad zum Autoknacken
von Carlo Eggeling am 17.01.2023Den Mann mit dem Fahrrad hatten Zeugen immer wieder gesehen, wenn Autos geknackt wurden -- jetzt ging er der Polizei ins Netz. Eine Frau hatte am Montag gegen 14.15 Uhr die Wache angerufen: Ein Täter mache sich auf dem Parkplatz der Berufsschulen an mehreren Autos zu schaffen. Fahndung. Mehrere Streifenwagen grasten das Umfeld ab, eine halbe Stunde später stoppten die Polizisten einen 24-Jährigen -- auf einem Parkplatz am Deutsch-Evern-Weg samt Werkzeug und Diebesgut. Das wiederum stammte aus einem Aufbruch von den Sülzwiesen tags zuvor.
Verantwortlich dürfte der Verdächtige mindestens für zwei weitere Taten am Montag in der Nähe sein, am Ahornweg und am Altenbrücker Ziegelhof. Doch dazu kommen Dutzende weitere Taten in den vergangenen Wochen. Insgesamt geht der Sachschaden in die Zehntausende. Im Moment werde noch geprüft, ob die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl beantrage, sagt Polizeisprecher Kai Richter auf Nachfrage.
Der Beschuldigte hat eine kriminelle Vorgeschichte, die Bücher füllen würde. Als Jugendlicher galt er als sogenannter Intensivtäter und ist einschlägig vorbestraft.
Nach Erkenntnissen der Ermittler ist der 24-Jährige nicht der Einzige, der das Autoknacken in Lüneburg wiederentdeckt hat. Seit Herbst sind die Autoaufbrüche und Diebstähle etwa von Kennzeichen eine echte Hausnummer: Rund 150 Taten hat die Polizei gezählt.
Das Delikt war aus der Mode gekommen: Vor Jahren hatten Junkies Wagen aufgebrochen, um Autoradios zu stehlen und zu Hehlern zu tragen. Doch das lohnte sich angesichts neuer Technik nicht mehr. Heute haben es Täter eher auf Rucksäcke und Handtaschen abgesehen, um im "Glücksfall" Portemonnaies zu plündern. Manchmal reicht auch eine Handvoll Münzen in der Ablage. Neben lokalen Tätern scheint es Gruppen zu geben, die -- wie kürzlich geschehen -- beispielsweise aus Hamburg kommen und hier zuschlagen.
Im übrigen ist es kein reines Lüneburger Phänomen. In Polizeiberichten aus den Nachbarkreisen finden sich regelmäßig ähnliche Meldungen. Carlo Eggeling
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