Winsen, am Montag den 18.08.2025

LOCARLO: "Mehr Kunden, weniger Ware"

von LOCARLO am 28.03.2022


Lüneburger Tafel bittet um Hilfe: "Wir können Lebensmittelspenden brauchen."

30 neue Kunden hat Konstanze Dahlkötter vergangene Woche aufgenommen. Ein gewaltiges Plus, sonst ist es eine Handvoll. Das Angebot der Tafel ist beliebt und noch mehr gefragt: Brot, Eier, Gemüse, Obst, Konserven. "Jetzt können wir einer Familie manchmal nur zwei Becher Joghurt geben, das ist schon ein blödes Gefühl." Mehr Kunden, weniger Ware -- ein Dilemma für die Ehrenamtlichen, die in ihren Räumen Im Tiefen Tal hinter den Sülzwiesen gespendete Lebensmittel an Bedürftige verteilen. An der Ilmenau spiegelt sich eine Lage wider, die auch anderswo in der Republik Alltag ist: Steigende Preise für Essen, Energie, Heizung und Miete treffen auch Menschen, die bislang halbwegs über die Runden kamen und die nun sparen müssen oder sich eben Hilfe suchen. Dazu kommen neben Asylbewerbern jetzt Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die bei Verwandten unterkommen, die selber wenig haben, oder in Unterkünften leben und sich bei der Tafel melden. Die Helfer um Konstanze Dahlkötter versorgen rund 400 Familien, manche denen zählen deutlich mehr als nur drei oder vier Köpfe. "Wir beobachten, dass auch Alt-Kunden wiederkommen, die wir sonst seltener gesehen haben." Dazu eben die "Neuen". Um den Andrang zu bewältigen, bietet die Tafel zusätzliche Termine an, an denen sie Tüten mit Lebensmitteln ausgibt: "Wir entzerren das zeitlich und räumlich in Corona-Zeiten." Deshalb verteilen die Aktiven Carepakete vor der Tür der Ausgabe. Gleichwohl macht sich die Crew an der Spitze Sorgen: "Wir bekommen weniger Ware." Was eigentlich gut ist, wirkt sich auf die Tafeln aus: Unternehmen planen besser, haben weniger Überschüsse. Deshalb gebe es beispielsweise bei einer Molkerei weniger Joghurts. Aber auch in den Zentrallager wie dem der Edeka in Vellahn in Mecklenburg und bei kleineren Geschäften steht weniger parat. Die Vorsitzende des Tafel-Vereins erklärt es sich so: Zum einen werde gezielter geordert, zum anderen gebe es mehr, die Nahrungsmittel an Bedürftige verteilen wollen. Da machen sich Tafeln gegenseitig Konkurrenz, dazu kommen Vereine und Initiativen, die ebenfalls Gutes tun wollen -- alle knabbern am selben Kuchen. Und die Lage verschärft sich, wenn in großer Zahl neue Menschen dazu kommen -- wer Nachrichten schaut, kann sich sich ausrechnen, dass noch mehr Frauen, Kinder und Männer aus der Ukraine flüchten. Die Leiterin sagt: "Wir hören von Schicksalen, das ist bedrückend." "Bei uns geht niemand ohne etwas", betont Konstanze Dahlkötter. Man habe im Lager Produkte, die länger halten und die nun verteilt werden können, zudem packen die Helfer die Tüten schlicht kleiner -- was da ist, teilt man auf. Weil die Lage nicht besser werden dürfte, bittet die Tafel um Spenden: "Wir können zwar Geld für Benzin und Verwaltung brauchen, aber wir dürfen aus rechtlichen Gründen keine Lebensmittel kaufen. Deshalb nehmen wir gern Gutscheine für Geschäfte oder Lebensmittelspenden an." Die Spenden könne man dann an die Klientel abgeben. Unterstützung sei auch von offiziellen Stellen willkommen, schließlich würden Behörden Menschen an die Tafel verweisen. Konstanze Dahlkötter rechnet damit das morgen, Dienstag, noch mehr vor der Tür stehen als vergangene Woche. Noch können man alles mit dem bisherigen ehrenamtlichen Personalstamm bewältigen, auch wenn es ab und an mal kneife. Doch die Mitarbeiter benötigen natürlich Ware.

Wer helfen möchte, erreicht die Tafel unter 04131 402180.

© Fotos: LOCARLO


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