Winsen, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo: Lüneburger Gesichter (33)

von Winfried Machel am 06.09.2022


In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor

Eine tierisch gute Geschichte
Anke Kautz engagiert sich für die Tierfutterhilfe. Heute steht sie mit anderen Ehrenamtlichen wieder bereit

Die meisten, die kommen, haben nicht viel. Futter für ihren Hund oder ihre Katze können sie in Märkten nur mit Mühe bezahlen. "Aber sie sind stolz, dass sie ihr Tier versorgen können", sagt Anke Kautz. Ganz allein geht das nicht, sie kommen dienstags zur Tierfutterhilfe, um sich dort etwas zu Fressen für ihre Gefährten abzuholen. Tiere bedeuten Liebe, Verantwortung, eine Aufgabe, vielleicht sogar einen Sinn in einer einsamen Welt. So geht es letztlich um Mensch und Tier.

"Altersarmut ist ein Thema", sagt Anke Kautz, sie leitet die Ausgabestelle seit dem Jahreswechsel. "Aber wir haben auch Alleinerziehende, chronisch Kranke, Hartz-IV-Empfänger und Aufstocker hier. Es dreht sich nicht nur um das Futter, für viele ist das Reden mit uns wichtig, gerade für die Senioren." Die 43-Jährige und ihre Mitstreiterinnen arbeiten ehrenamtlich hier, als ein Teil der vielen, die neben dem Staat und Organisationen am sozialen Netz mitknüpfen. Da liegt es nahe, dass die Ausgabe neben der Herberge am Benedikt liegt, zumal die Unterkunft eine der wenigen Einrichtungen in Deutschland ist, in denen ehemals Wohnungslose ein Haustier halten dürfen.

"Ich habe 2016 angefangen mitzumachen", erzählt Anke Kautz. Als ihre Vorgängerin aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an der Spitze der Gruppe stehen konnte, sei sie eingesprungen. Eine Menge Arbeit, denn mit zwei Stunden Öffnungszeit ist es nicht getan. Kontakt zu Spendern halten, also Tier- und Supermärkten, die Sammelboxen aufstellen oder aufgerissene Säcke mit Leckerlis abgeben, Futter abholen, es zu manchen Kunden bringen, die es nicht schaffen, zur Ausgabe zu kommen. Büroarbeit.

"Ich arbeite für die Servicegesellschaft der Psychiatrischen Klinik", sagt Anke Kautz. "Meine Chefinnen haben Verständnis und unterstützen mich, wenn ich meine Arbeitszeit verschieben muss." Das liege wohl daran, dass auch die Tiere hätten: "Sonst würde ich es wohl nicht hinbekommen."

Sie arbeitet mit den Verantwortlichen im Lebensraum Diakonie, der die Herberge betreibt, und dem Tierschutzverein zusammen. Der Vorsitzende des Vereins, Jan Pless, sagt: "Wir haben die Tierfutterhilfe 2013 übernommen." Hervorgegangen sei sie aus der Tiertafel, die bundesweit agierte und von 2009 an auch an der Ilmenau. Doch die sei in finanzielle Turbulenzen geraten, irgendwann war Schluss.

Doch die Herausforderungen seien geblieben. Also machten die Akteure weiter, nun unter dem Dach des Tierschutzvereins. Der hilft in rechtlichen Fragen, finanziell und auch beim Futter. Wenn die Tiere medizinische Hilfe brauchen, kann der Verein mit Geld einspringen. Aber Pless betont: "Bis maximal 50 Prozent, wir wollen, dass die Leute in Verantwortung bleiben."

So sieht es auch Anke Kautz. Wer sich für einen Vierbeiner entscheide, entscheide sich dafür, sich um ihn zu kümmern und zu versorgen. Sie selber kam 2010 über einen "Bürohund" zum Tier: "Das war ein Dackelmix, so entstand der Kontakt zu Dackelfreunden." Schließlich habe man gemeinsam den ersten Lüneburger Weihnachtsmarkt für Hunde gefeiert.

Später besaß sie einen Schäferhund-Mix. Der kam aus Ungarn, mit einem schlimmen Schicksal und einer harten Krankheitsgeschichte. Jetzt ist Teddy gestorben, mit siebeneinhalb Jahren. Anke Kautz geht es nahe, wenn sie davon erzählt. Man spürt, der Verein bedeutet für sie mehr als lediglich eine Aufgabe.

Was sagt sie; warum engagiert sie sich so? Sie lacht: "Das ist Vererbung. Bei uns in der Familie gab es immer Frauen, die sich für andere wohltätig eingesetzt haben. Wenn wir es nicht tun, wer sollte es sonst tun?" Deshalb sind sie und ihr neunköpfiges Team dienstags wieder von 11 bis 13 Uhr im Einsatz, um den rund 80 Kunden und ihren Lieblingen beizustehen. Die Helfer glauben, dass noch mehr werden. Das werde man auch schaffen.

Vorstellen möchte sich die Gruppe am Sonntag, 18. September, zwischen 11 bis 16 Uhr beim Tierheimfest an der Bockelmannstraße.

Carlo Eggeling

Das Foto (ca) zeigt Anke Kautz vor einem Bild, dass die Sprayer von Dosenfutter jetzt am Unterstand der Tierfutterhilfe Beim Benedikt angebracht haben.

© Fotos: Carlo Eggeling


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