Winsen, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo: Beamte stellen mehr als Hunderttausend Euro, Stoff im Kilobereich und fünf Autos sicher

von Winfried Machel am 13.07.2022


Hausbesuch morgens um sechs
Polizei durchsucht bei mutmaßlichen Drogenhändlern. Ein Verdächtiger in U-Haft. Beamte stellen mehr als Hunderttausend Euro, Stoff im Kilobereich und fünf Autos sicher

Die Nachbarn standen senkrecht im Bett: "Es hat dreimal richtig laut gekracht, dann haben wir Schreie gehört und Rufe: Polizei, Polizei! Das war pünktlich um sechs." Im Sturm rammte eine Sondereinheit am Mittwochmorgen die Wohnungstür auf. Ein Wohnblock unweit des Speicherviertels, unauffällig, nach Reichtum sieht es hier nicht aus. Das Haus gehört zu insgesamt sechs Objekten, die die Polizei in Lüneburg durchsuchte. Wieder gingen Drogenfahnder gegen mutmaßliche Dealer und ihr Netzwerk vor. Und wieder wussten die Ermittler ziemlich genau, wer welche Rolle spielt und wahrscheinloch für welche Geschäfte verantwortlich ist.

Denn die Truppe aus dem zuständigen 2. Fachkommissariat greift erneut auf EncroChat-Daten zurück, eine Art WhatsApp für Kriminelle. Französische und holländische Kollegen haben die Software der Krypto-Handy geknackt und konnten so Chatverläufe detailliert nachverfolgen. Mit dem zusammengetragenen Wissen europäischer Kollegen und des Bundeskriminalamtes konnten die Lüneburgern bereits in der Vergangenheit Punktsiege einfahren -- die Angeklagten landeten für Jahre hinter Gittern.

Im Fokus stehe ein 29-Jähriger, berichtet Polizeisprecher Kai Richter. Die Ermittler legen ihm und seinen Helfershelfern zur Last, im Jahr 2020 mehr als 70 Kilo Maihuana sowie Amphetamine und Kokain an den Mann und die Frau gebracht zu haben: "Ein Einkaufwert von rund 300 000 Euro." Der Verkauf brachte natürlich deutlich mehr ein. Offenbar enden in 2020 die Daten, aber die Polizei geht nach ihren monatelangen Ermittlungen davon aus, dass der schwunghafte Handel weiter lief.

In der Wohnung des Verdächtigen, der dort mit seiner Familie lebt, fand die Polizei eine Schuss- sowie Schlagwaffen, Drogen und Bares. Stoff und Geld sie auch in den anderen Wohnungen und Geschäften sicher. Am Nachmittag waren die Ermittler noch am Zählen der Scheine -- eine sechsstellige Summe. Der Stoff bewegt sich im Kilobereich. Der Mann, der nach meinen Informationen einen Kiosk betreibt, soll vier Verwandte und Bekannte im Alter zwischen 29 und 58 Jahren in sein "Geschäft" eingebunden haben. Der Beschuldigte sitzt in Untersuchungshaft, die anderen konnten die Wache nach "erkennungsdienstlicher Behandlung" wieder verlassen. Ob alle auf freiem Fuß bleiben, dürfte der Fortgang des Verfahrens zeigen.

Die Polizei geht davon aus, dass die Gruppe von Großhändlern Ware bezog und dann in Tranchen an kleinere Händler weitergab, nicht unbedingt an "Endverbraucher". Meine Recherchen ergaben: Der mutmaßliche Haupttäter soll kein aufwändiges Leben geführt haben. Ab und an habe man ihn in einem "großen Auto" gesehen. Die Polizei nahm insgesamt fünf Fahrzeuge in sogenannten dinglichen Arrest, darunter ein Wohnmobil. Im Einsatz waren mehr als 120 Beamte, darunter Kollegen aus Sondereinheiten wie dem SEK. Zudem setzten die Ermittler verschiedene Spürhunde ein. Die Ermittlungen dauern an.
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Auch im Heidekreis fährt die Polizei am Mittwoch eine größere Aktion. Um 10.20 Uhr bekamen zwei Autohändler in Walsrode ungebetenen Besuch. "Wir haben in Zusammenarbeit mit den Finanzbehörden Titel durchgesetzt", sagt Polizeisprecher Olaf Rothardt. Auch hier ging es um dinglichen Arrest, mehrere Autos und Bargeld wurden sichergestellt. Mehr als 100 Beamte sind im Einsatz, weitere Durchsuchungen laufen bis in den Abend.

Das Vorgehen der Soltauer ist Teil des sogenannten Räderwerks: Im Heidekreis arbeiten verschiedene Behörden von der Gewerbeaufsicht, über Steuerfahndung und Polizei unter diesem Titel zusammen. Ähnliche Ermittlungsbündnisse bestehen auch in anderen Landkreisen in Niedersachsen. Carlo Eggeling

Das Foto (ca) zeigt eine Polizistin mit ihrem Spürhund an der Adresse des Hauptverdächtigen.

© Fotos: Carlo Eggeling


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