Winsen, am Montag den 18.08.2025

LoCarlo: Aus Theorie wird Praxis

von Winfried Machel am 25.07.2022


Im ehemaligen Jugendzentrum an derKatzenstraße entsteht ein Gründerzentrum. Es fühlt sich sozialen und ökologischen Anliegen verpflichtet. Dahinter steht Corinna Krome

Im besten Fall gehen die angehenden Unternehmer an der Katzenstraße nur eine Tür weiter: aus dem Mosaique ins Social Impact Lab. Wer aus seiner Heimat geflohen ist, eine neue Existenz aufbauen möchte, kann dort Hilfe erhalten, um eine Firma zu gründen. "Das Unmögliche denken und es möglich machen", umreißt Corinna Krome das Konzept dieses Utopias. Ein Gründerzentrum für soziale und nachhaltige Ideen. Es ist ein Wagnis, aber das kennt die Lüneburgerin. Sie hat das Mosaique gegründet, ein Treffpunkt, eine Börse, ein Austausch -- alte und neue Lüneburger füllen all das mit Leben. Menschen aus aller Welt kommen hier zusammen.

Im ehemaligen städtischen Jugendzentrum findet die Entwicklung künftig auf drei Etagen statt. "Das Erdgeschoss soll für alle offen sein", sagt Corinna Krome. Wer eine Idee hat, etwas ausprobieren möchte, ist willkommen. Die Etage darüber bietet Platz für Co-Working-Plätze. Also Büroarbeitsplätze auf Zeit. Es sollen auch die eine Chance bekommen, die wenig haben. Ein Ansatz könnte beispielsweise die Kaffeekanne sein: Wer einen Kaffee trinken möchte und es sich leisten kann, legt das Geld für einen zweiten dazu, für den, der wenig hat -- aus Solidarität. Im oberen Stockwerk liegen Räume für neugegründete Unternehmen. Binnen eines Jahres sollen Gründer hier aus ihrem Plan ein Geschäftsmodell entwickeln, das sich finanziell trägt.

"Eine Werkstatt, in der Prototypen entstehen, Beratung, Kontakt mit anderen", nennt Corinna Krome als Möglichkeiten. Auf einem Fundament bauen, das eben sozial und nachhaltig sein soll: Menschenrechte, erneuerbare Energien, Bildungsangebote, barrierefreie Ansätze sind Stichworte. "Wir möchten die Gründer begleiten, so dass ihre Ideen nicht verpuffen." Ein erstes Beispiel sei eine Frau aus Simbabwe, die in ihrer Heimat eine Beratungsagentur in Fragen der Nachhaltigkeit gründen möchte.

"Wir" meint im Moment neben Corinna Krome ihre Mitstreiter Kerstin Blumenberg, eine "Inovationsmanagerin" und den Studenten Martin Auer. Die Initiatoren sehen sich nicht als Einzelkämpfer. "Wir nutzen das Wissen bestehender Social Impact Labs." In einer Kooperation mit der Universität sammeln zwanzig Studenten Erfahrungen. Zudem soll in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Matthias Schmidt eine Masterarbeit zur Gründung des Labors entstehen. Es ist auch ein Ansatz, die Universität vom Campus in die Stadt zu holen. Studenten und Wissenschaftler setzen Theorie in Praxis um -- mitten im Leben.

Neben der Leuphana nennt Corinna Krome als Partner Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammer, die Wirtschaftsförderung von Stadt und Kreis und die N-Bank des Landes, die mit ihren Programmen als Kapitalgeber infrage kommt. Corinna Krome steht als Unternehmerin mit einer Gesellschaft hinter dem Projekt. Um den Betrieb und die Stelle einer Geschäftsführung zu finanzieren, sollen die acht bis zehn Start-Up-Firmen eine Miete zahlen, auch Förderprogramme wollen die Initiatoren nutzen.

Die Familie Krome, die eng mit der weltweit tätigen Firma Werum verbunden ist, engagiert sich seit langem sozial. Sie hat die Ubuntu-Stiftung gegründet, die sich selber so beschreibt: "Zweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst und Kultur, speziell Musik und Literatur, die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit, der internationalen Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens, der Bildung und Erziehung, der Wissenschaft und Forschung, des Umwelt- und Naturschutzes, der Landschaftspflege sowie die Förderung mildtätigen Handelns."

Die Kromes haben von der Stadt vor Jahren Teile des alten Musikschulkomplexes gekauft, inzwischen auch das Jugendzentrum, um sozialen und integrativen Projekten Raum zu geben. Das Mosaique eröffnete 2018, bis das Social Impact Lab die Türen aufsperrt, dauert es noch. Derzeit arbeiten Handwerker, um die Räume herzurichten.

In der Vergangenheit hab es politischen Streit um das Gebäude, da das Jugendzentrum ausziehen musste, die Debatte klang manchmal so, als stünde das Ende der gesamten Jugendarbeit bevor. Dem war nicht so, das Sozialdezernat hatte -- wie es politisch beschlossen war -- Alternativen angeboten. Als das Haus geschlossen wurde, gab es erstaunlicherweise keinen Aufschrei mehr. Inzwischen können Jugendliche unter anderem Räume im Vierorten-Komplex ansteuern. Nach Auskunft der Pressestelle im Rathaus "läuft es dort gemeinsam mit den Jugendlichen an". Probleme seien nicht bekannt.

Es bleibt an der Katzenstraße weiterhin lebendig. Das liegt auch an Corinna Krome und ihrem Engagement. Häuser und Ehrenamtliche, die offen für ein sich wandelndes Lüneburg sind. Ein gutes Stück moderner Stadtgeschichte. Carlo Eggeling

Das Foto (ca) zeigt Corinna Krome vor dem neuen Zentrum an der Katzenstraße.

© Fotos: Carlo Eggeling


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