LK Harburg: #webcoaches gestalten digitale Räume
von Landkreis Harburg am 01.10.2025ein Erfolgsmodell feiert Jubiläum: Seit zehn Jahren gibt es die #webcoaches im Landkreis Harburg. Was klein mit gerade einmal 22 Aktiven an nur einer Schule begonnen hat, ist inzwischen aus dem Landkreis Harburg nicht mehr wegzudenken. Bei einer bunten Geburtstagsfeier wurde eine positive Bilanz des Projektes gezogen – und natürlich die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch genutzt.
Ein Leben ohne Handy, Internet und soziale Netzwerke können sich Kinder und Jugendliche kaum noch vorstellen. Doch Internet und Social Media bieten nicht nur viele Chancen, sondern auch Risiken. Hilfe und Unterstützung finden die Jugendlichen bei den #webcoaches: Sie stehen an 21 Schulen im Landkreis Harburg ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in der digitalen Welt zur Seite, beraten bei Fragen und Sorgen im Umgang mit sozialen Medien und wissen, wann sie Erwachsene einbeziehen müssen oder wo sie weitere Hilfe bekommen.
„Dieses Engagement ist gar nicht hoch genug einzuschätzen“, betonte Kreisrätin Ana Cristina Bröcking. „Die #webcoaches übernehmen Verantwortung und gestalten digitale Räume aktiv mit.“ Die Kreisrätin hob die Bedeutung des Projekts hervor: „Diese einzigartige Begleitung leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention, zur Medienkompetenz – und letztlich auch zur Stärkung unserer demokratischen Kultur im digitalen Raum. Die #webcoaches sind ein wichtiger Baustein unserer Jugend- und Präventionsarbeit im Landkreis Harburg“, sagte Ana Cristina Bröcking. „Bisher sind sie an 21 weiterführenden Schulen aktiv – ich hoffe, dass wir sie bald an allen Schulen haben. Neue Herausforderungen wie Künstliche Intelligenz, Social-Media-Trends und digitale Risiken sorgen dafür, dass dieser Einsatz unverzichtbar bleibt.“
Im Landkreis Harburg haben Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen seit 2015 die Möglichkeit, sich zum #webcoach ausbilden zu lassen. Die #webcoaches werden in einem gemeinschaftlichen Ansatz ausgebildet und begleitet: Silke Scheiderer, Mitarbeiterin der Reso-Fabrik, leitet als Projektverantwortliche und Ausbildungskoordinatorin das Projekt und unterstützt mit anderen Mitarbeitern der Jugendsozialarbeit die Jugendlichen pädagogisch. Katrin Ragge, Beauftragte für Jugendsachen bei der Polizeiinspektion Harburg, sowie drei weitere Polizeikräfte bringen ihr präventives Fachwissen in die Ausbildung ein. Nach der Ausbildung begleiten Fachkräfte aus Schulsozialarbeit und Lehrerkollegien die #webcoaches im Schulalltag. Der Landkreis Harburg finanziert das Projekt kontinuierlich, und die Sparkasse Harburg-Buxtehude unterstützt mit zusätzlichen Fördermitteln. Gemeinsam mit der Reso-Fabrik, der Polizei und den Schulen wird das Projekt kontinuierlich weiterentwickelt.
„Wir wollen nicht nur eingreifen, wenn’s brennt – wir wollen verhindern, dass es überhaupt so weit kommt. Genau deshalb sind die #webcoaches für uns so wertvoll“, stellte Thomas Meyn, Leiter der Polizeiinspektion Harburg, fest.
Der große Vorteil der #webcoaches gegenüber anderen Angeboten: Die Erfahrung zeigt, dass für Jugendliche die Hemmschwelle niedrig ist, sich bei kompetenten Mitschülern Hilfe zu suchen. Die Beratung von Jugendlichen durch Jugendliche auf Augenhöhe hat den Vorteil, dass gemeinsam alltagsnah nach Lösungen gesucht wird. Das ist eine Aufgabe, die Spaß macht: „Für mich war es keine Pflicht, #webcoach zu sein, sondern eine Freude und Ehre. Ich wünsche mir, dass noch viele weitere Jugendliche laut bleiben und sich stark machen für mehr praxisnahe Medienkompetenz an Schulen“, sagte Alexander Hahn, der lange als #webcoach aktiv war.
Die #webcoaches reflektieren bei der Ausbildung zunächst einmal selbst das eigene Nutzungsverhalten digitaler Medien und werden sich der Faszination und Gefahren von Onlinespielen und sozialen Netzwerken bewusst. Häufige Beratungsinhalte werden vor dem Hintergrund der Regelungen zu Datenschutz, Urheberecht und dem Recht am eigenen Bild betrachtet.
Im Anschluss beraten sie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler auf Augenhöhe und vertraulich zu Themen wie Cybermobbing, Privatsphäre im Netz, soziale Netzwerke und Kriminalität im Netz. Um Einstellungen am Gerät geht es ebenso wie um gemeinsam in der Klasse erarbeiteten Regeln im Klassen-Chat. Die #webcoaches sind fest in der Schulkultur verankert. Sie gehen regelmäßig in die Klassen, bieten in Sprechstunden in den Pausen auch vertrauliche Beratungen für Einzelne an. „Für uns in der Jugendsozialarbeit ist klar: Projekte wie die #webcoaches leben nicht nur vom Start, sondern von der kontinuierlichen Begleitung. So bleiben Kinder und Jugendliche nicht allein, sondern wissen jederzeit, an wen sie sich wenden können“, erläuterten Bianca Tacke und Martina Brammer, Geschäftsführerinnen der Reso-Fabrik.
„Das Projekt #webcoaches zeigt, wie wir Kinder und Jugendliche stärken können – nicht nur im Umgang mit digitalen Medien, sondern in ihrer gesamten Persönlichkeitsentwicklung. Projekte wie dieses sind ein Gewinn für die gesamte Region“, fasste Matthias Haist vom Medienzentrum zusammen. „#webcoaches sind die Lobby der Jugendlichen – manchmal fühlt es sich an, als hätten wir Erwachsene die Kinder in ein digitales Netz geworfen wie in einen dunklen Wald ohne Kompass. Doch gerade dort zeigen sie, wie stark sie sind: Sie helfen sich gegenseitig, finden Wege hinaus und machen das Internet zu einem besseren Ort“, ergänzte Silke Scheiderer.
Foto ©Amelie Meyer/Landkreis Harburg / Bildunterschrift:
Eine positive Bilanz für das Projekt #webcoaches ziehen zum Jubiläum (von links) Benjamin Gaum (Jugendpflege Tostedt), Aleyna Yörük (#webcoach IGS Seevetal), Silke Scheiderer (Reso-Fabrik), Irene Beutel-Witt (Schulsozialarbeit Oberschule im Seevetal), Matthias Haist (Medienzentrum), der frühere #Webcoach am Gymnasium Hittfeld Frederik Sprave, Kai Schepers (Landkreis Harburg) und Kreisjugendpflegerin Anja Quast.
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