LK Harburg: Verkürzte Ausbildung Pflegeassistenz ein voller Erfolg
von Winfried Machel am 23.10.2023Als Quereinsteigerinnen arbeiten sie schon lange in der Pflege – doch sie wollen mehr wissen und sich weiter qualifizieren: „Ich habe mir vieles selbst angeeignet, aber nun bekomme ich mehr Hintergrundwissen“, freut sich Carmen Böscher. So wie ihr geht es auch den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der neuen verkürzten Ausbildung zur Pflegeassistenz an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Winsen. „Und man hat anschließend viel mehr Möglichkeiten“, ergänzt Martina Liedtke, die anschließend gleich die nächste Qualifizierung anschließen will. Denn Pflege ist für beide ein Traumberuf: „Der Umgang mit den älteren Menschen ist toll. Das ist anstrengend, aber auch so bereichernd“, sagt Carmen Böscher. Aber dafür wollen sie auch das nötige Wissen erwerben – und das bekommen sie jetzt.
Erstmals hat der Landkreis Harburg das neue Angebot zum Quereinstieg in die Berufsfachschule Pflegeassistenz gestartet. „Das ist ein wichtiger Beitrag gegen den erheblichen Fachkräftemangel in der Pflege“, betont Ursula Schnelle, Leitung der Schulabteilung beim Landkreis. Die Berufsbildenden Schulen Winsen und Buchholz bieten so gemeinsam mit den Pflegeunternehmen und Krankenhäusern im Landkreis Harburg, der Agentur für Arbeit und dem Landkreis Harburg mit dem Ausbildungsnetzwerk Pflege Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern die große Chance, in nur zehn Monaten eine abgeschlossene Pflegeausbildung und damit natürlich auch eine bessere Vergütung zu erwerben. Dazu steigen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in das zweite Ausbildungsjahr der Berufsfachschule Pflegeassistenz an den BBS Winsen zum Schuljahresbeginn ein und erwerben nach zehn Monaten den Abschluss als „staatlich geprüfte Pflegeassistentin“ oder zum „staatlich geprüften Pflegeassistenten“. Drei Tage in der Woche besuchen sie die Schule, an zwei Tagen sind sie in ihrem Betrieb tätig – und können das neue Wissen so auch gleich praktisch anwenden. Und ganz nebenbei können die Auszubildenden auch noch einen Realschulabschluss erwerben.
Etwas ungewohnt sei es, wieder die Schulbank zu drücken, geben die Absolventinnen zu. Wenn man jahrelang nicht gelernt habe, müsse man sich daran erst wieder gewöhnen – und das „nebenbei“ ja auch noch mit Familie und Haushalt vereinbaren. „Die größte Panik hatte ich vor den Klassenarbeiten“, verrät Carmen Böscher. Denn bei der Arbeit mache man zwar viel, aber man kenne die Bewohner und die Arbeit – „in der Schule ist das doch eine andere Hausnummer.“ Schließlich werde nicht nur berufsbezogenes Wissen vermittelt, auch Fächer wie Deutsch, Englisch und Religion stehen auf dem Stundenplan.
Dennoch: Die Frauen sind froh, dass sie die Qualifizierung in Angriff nehmen. „Das war auf jeden Fall der richtige Schritt, das kann ich jedem nur raten“, sagt Carmen Böscher. „Bei der Arbeit läuft viel über Learning by doing“, sagt Sarah Faasch. Doch für genaue Erklärungen fehle oft die Zeit. „Hier erweitert sich das Blickfeld.“ Ihre Mitschülerinnen nicken bestätigend. „Man lernt viel dazu, hier werden die Augen geöffnet“, betont Carmen Böscher. So nehme man selbstverständlich Waschungen vor – hier erhalte man auch das Hintergrundwissen, wie und wann eine Waschung beruhigend oder belebend wirke.
Das Interesse an der verkürzten Ausbildung ist groß. „Wir waren überwältigt von dem Andrang“, sagt Ursula Schnelle. 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind im ersten Kurs an den BBS Winsen dabei. Angesichts des Interesses startet im Februar ein neuer Kurs, dann an den BBS in Buchholz, nach den Sommerferien 2024 geht es in Winsen wieder los.
Voraussetzung für die verkürzte Ausbildung ist eine mindestens einjährige Tätigkeit als Pflegehilfskraft in Vollzeit in einer Pflegeeinrichtung oder alternativ eine mehrjährige Tätigkeit in Teilzeit und ein Hauptschul- oder ein gleichwertiger Bildungsschluss. Ganz wichtig: Die Kosten für die theoretische und die praktische Ausbildung können vollständig von der Agentur für Arbeit übernommen werden. Der derzeitige Arbeitslohn für die Tätigkeit als Pflegehilfskraft wird von den Pflegebetrieben unverändert weiterbezahlt. Die Pflegebetriebe erhalten einen entsprechenden Zuschuss der Arbeitsagentur für die Ausfallzeiten ihrer Beschäftigten.
Zu Beginn der Ausbildung erhalten die Auszubildenden eine einmonatige Einführung in das Berufsfeld per Blockunterricht an der BBS Winsen. Anschließend werden die angehenden Pflegeassistentinnen und Pflegeassistenten von Montag bis Mittwoch jeweils von 7.45 Uhr bis 15 Uhr in einer eigenen, neu eingerichteten Klasse unterrichtet und während der Ausbildung individuell durch eine Lehrkraft betreut. Die praktische Ausbildung findet donnerstags und freitags in den ausbildenden Pflegebetrieben statt. Die Ausbildung schließt mit einer schriftlichen und einer praktischen Prüfung ab.
Fragen interessierter Weiterbildungswilliger und der Pflegeunternehmen im Landkreis Harburg zur verkürzten Ausbildung zur Pflegeassistenz beantworten sehr gern die Berufsbildenden Schulen Winsen (Telefon: 04171/8819-0; E-Mail: N.Stelle@bbswinsen.de oder buero@bbswinsen.de) und das Ausbildungsnetzwerk Pflege im Landkreis Harburg (Telefon: 04171/8819 67, E-Mail: info@ausbildungsnetzwerkpflege.de).
Fragen rund um die Übernahme der Weiterbildungskosten sowie den Arbeitsentgeltzuschuss beantwortet Sonja Meyer vom gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Lüneburg-Uelzen und des Jobcenters Landkreis Harburg (Telefon: 04171/ 7045-68, E-Mail: Sonja.Meyer3@arbeitsagentur.de).
Bild © Landkreis Harburg / Bildunterschrift 1:
Auch das richtige Lagern und Drehen gehört für (von links) Martina Liedtke, Sarah Faasch, Carmen Böscher und Nicole Grensemann zu den Unterrichtsinhalten bei der verkürzten Ausbildung zur Pflegeassistenz.
Bild © Landkreis Harburg / Bildunterschrift 2:
Gemeinsam ziehen (von links) Nikolaus Lemberg (Interessengemeinschaft Pflege), Claudia Baden (BBS Buchholz), Nina Stelle, Thomas Degen (beide BBS Winsen), Klaus-Jürgen Bossow (Krankenhaus Buchholz und Winsen), Lara Paderow (Koordinierungsstelle Ausbildungsnetzwerk Pflege), Ursula Schnelle (Landkreis) und André Siebold (BBS Buchholz) eine positive Bilanz.
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