Jugendamtsleiterin Katrin Richter-Fuss verabschiedet
von Landkreis Harburg am 08.10.2025Katrin Richter-Fuss blickt zufrieden auf ihr Berufsleben zurück. „Ich würde das immer wieder machen. Es gibt keinen schöneren Job als etwas für die Verbesserung der Lebensumstände junger Menschen zu tun.“ Ihr ganzes Berufsleben hat sich die Sonderpädagogin für das Wohl von Kindern, Jugendlichen und Familien eingesetzt – mehr als 30 Jahre davon beim Landkreis Harburg. Nach sechs Jahren an der Spitze der Abteilung Jugend und Familie geht die Sozialpädagogin Katrin Richter-Fuss nun in den Ruhestand.
Mit einer Feierstunde verabschiedete Landrat Rainer Rempe die Abteilungsleiterin und würdigte ihr Engagement. „Katrin Richter-Fuss hat sich als sehr kompetente und ausgesprochen verlässliche Mitarbeiterin um den Landkreis Harburg sehr verdient gemacht“, betonte der Landrat, hob ihr Fingerspitzengefühl auch in herausfordernden Situationen hervor. „Sie hat die Weiterentwicklung der gewachsenen und bewährten Jugendhilfelandschaft im Landkreis Harburg maßgeblich mitgestaltet und dabei stets die Erfordernisse der Zeit im Blick behalten. Mit Katrin Richter-Fuss verlieren wir eine sehr engagierte und geschätzte Abteilungsleiterin, die nicht nur in der Kreisverwaltung und bei ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern insbesondere in der Jugendhilfelandschaft und der Politik hohes Ansehen genießt. Wir wünschen ihr alles Gute für ihren Ruhestand“, so Rempe.
Die 65-Jährige begann ihren beruflichen Weg nach dem Studium der Sonderschulpädagogik zunächst im „Kinderhaus in Ramelsloh“, wo sie als Lehrerin im Gruppendienst tätig war. Schon damals stand für sie das Wohl junger Menschen im Mittelpunkt. 1989 wechselte sie zum Landkreis Harburg – zunächst als ambulante Familienberaterin, kurz darauf in das Jugendamt. Dort engagierte sie sich in der sozialpädagogischen Klärung, begleitete Familien in Krisen, baute Projekte auf und prägte insbesondere den Pflegekinderdienst. Viele Menschen, die heute auf stabilen Wegen stehen, verdanken ihr und ihrer Arbeit Halt und Orientierung.
2019 übernahm Katrin Richter-Fuss die Leitung der Abteilung Jugend und Familie – und führte das Jugendamt mit ruhiger Hand und großer Fachlichkeit durch herausfordernde Zeiten. Besonders in der Corona-Pandemie gelang es ihr, mit Klarheit, Pragmatismus und Menschlichkeit den Kontakt zu Familien aufrechtzuerhalten. „Ich bin froh – und auch ein bisschen stolz –, dass wir für die Familien immer erreichbar geblieben sind, auch wenn persönliche Treffen zeitweise nicht möglich waren“, sagt sie rückblickend.
Ein besonderes Verdienst ist ihr Einsatz für den Bereich Inklusion und Teilhabe. Ihr war es ein Herzensanliegen, dass alle Kinder – unabhängig von Einschränkungen oder besonderen Bedarfen – die gleichen Chancen bekommen. Mit der Zusammenführung der Eingliederungshilfen im Team „Inklusion und Teilhabe“ stellte sie die Abteilung zukunftsorientiert auf – insbesondere mit Blick auf das kommende Inklusive Kinder- und Jugendhilfegesetz.
Ebenso stark setzte sie sich für das Modell der Jahrgangsassistentinnen und -assistenten ein. Ihr Ziel: Kinder in den Eingangsklassen frühzeitig begleiten, Teilhabe fördern und Stigmatisierung vermeiden. Sie hat dieses Projekt nicht nur auf den Weg gebracht, sondern auch persönlich geprägt.
Das Jugendamt berät, fördert und schützt Kinder und Jugendliche und deren Eltern. Dabei geht es vorrangig um Angebote, die Kinder, Jugendliche und ihre Familien unterstützen. Im Jugendamt sind derzeit 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, unter anderem im Sozialen Dienst, der Eingliederungshilfe, der wirtschaftlichen Jugendhilfe und der Kreisjugendpflege. Darüber hinaus kooperiert die Abteilung mit einem Netzwerk Freier Träger der Jugend- und Familienhilfe.
„Es war ein echt gutes, engagiertes Team, auf das ich mich verlassen konnte“, sagt Katrin Richter-Fuss. Das Schönste an ihrer Arbeit kann sie in einem Satz zusammenfassen: „Ich hatte so viele Möglichkeiten, an der Gestaltung der Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche mitzuwirken und Projekte anzuschieben.“ Gleichzeitig sei es eine Herausforderung, Verantwortung im Kinderschutz wahrzunehmen und dort Grenzen zu setzen, wo das Wohl der Kinder gefährdet sei. „Eltern wollen immer das Beste“, ist sie überzeugt. „Aber manchmal gerät das Wohl des Kindes aus dem Blick – da müssen wir eingreifen.“
Sie beobachtet, dass sich die Rahmenbedingungen verändert haben: Zeitfenster für Angebote der Jugendhilfe werden kleiner, Kinder verbringen deutlich mehr Zeit in der Schule. Und sie bedauert, dass es immer schwieriger wird, Pflegefamilien zu finden, da sich die Rahmenbedingungen für Familien verändert haben. Viele Jahre hat sie selbst Pflegefamilien betreut, weshalb an dieser Hilfeform „ihr Herz hängt“.
In über drei Jahrzehnten beim Landkreis Harburg hat Katrin Richter-Fuss Strukturen geschaffen, Themen vorangetrieben und viele Menschen begleitet. Sie selbst sagt: „Ich habe viele schöne Erfahrungen gemacht, ganze Lebenswege begleitet. Es ist berührend zu sehen, wie Kinder aufwachsen und wie eng Familien uns in ihr Leben einbeziehen.“
Nun freut sie sich auf den neuen Lebensabschnitt: „Ich habe endlich Zeit für alles, was liegengeblieben ist – Kultur, Lesen, Reisen.“ Die erste Tour ist bereits geplant: Im nächsten Jahr geht es mit dem Fahrrad über die Alpen.
Foto ©Landkreis Harburg / Bildunterschrift:
Landrat Rainer Rempe und Kreisrätin Ana Cristina Bröcking (rechts) verabschieden Katrin Richter-Fuss in den Ruhestand.
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