Hoffnungsträger in schwerer See Der 3-Druck-Spezialist Bionic meldet Insolvenz an
von Carlo Eggeling am 31.10.2022Wie geht es weiter in Volgershall?
Die Hoffnungen waren groß: Ende 2019 zählte das Unternehmen 15 Beschäftigte, für 2021 sollten es 35 sein, 2024 gar 150. Der Umsatz von 1,5 Millionen Euro pro Jahr auf 25 bis 30 Millionen steigen. Daraus wurde nichts: Der 3-D-Druck-Anbieter Bionic hat Insolvenz angemeldet. Aus der Wirtschaft heißt es, man habe schon länger gewusst, dass die Lage angespannt sei, aber mit diesem schnellen Ende habe man nicht gerechnet. Das Amtsgericht hat den Lüneburger Juristen Marc-André Borchert als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Eine für Mitte vergangener Woche angekündigte Stellungnahme ist auch im Laufe des Wochenendes nicht bei mir eingegangen.
Die Geschichte Bionics beginnt 2015 als Ausgründung der Laserzentrum Nord GmbH. Mit neuer Technik für die Metallverarbeitung stiegen die Verantwortlichen in die Branche ein. So entwickelten sie für den Sportwagen-Hersteller Bugatti einen Bremssattel, der deutlich leichter war als sein Vorgänger. In Zeitungsartikeln ist die Rede davon, dass Airbus und Porsche zu möglichen Interessenten der Lüneburger zählten. Alles las sich als ein Weg in eine goldene Zukunft. Wirtschaftsförderer Jürgen Enkelmann sprach im Sommer 2018 davon, dass Bionic zu "einer Keimzelle für einen 3-D-Campus" werden könne.
In Volgershall, dem ehemaligen Fachhochschul-Komplex, welcher der Uni gehört und an verschiedene Organisationen untervermietet ist, nutzt Bionic Flächen. Ein wirtschaftliches "Cluster" könne entstehen, das Arbeiten und Leben miteinander verbindet. Ein moderner Ansatz, der allerdings bei streitbaren Bürgern den Kamm schwellen ließ: Hier werde in den ökologisch wertvollen Grüngürtel West eingegriffen. Frischluftschneisen seien in Gefahr.
Die Hamburger Hafen- und Logistik AG stieg ein, als wichtiger Kapitalgeber. Wirtschaftsförderer Enkelmann sagt: "Die hatten Anteile von mehr als 80 Prozent. Die sind nun wieder ausgestiegen, hier dürfte der Grund für die Schwierigkeiten liegen." Es fehlte nun wohl an Barem. Denn im Internet ist beim Wirtschaftsdienst North data nachzulesen, dass die Bilanzen in 2019 und 2020 ein Minus in Millionenhöhe ausweisen.
Enkelmann sieht Probleme darin begründet, dass aus den einzelnen Ideen und Vorhaben Serienproduktionen entstehen müssten, das sei aber in Volgershall nicht der Fall gewesen. Als aussichtsreiches Projekt nennt er eine Innovation: 3-D-Drucker wurden in Standardcontainer eingebaut und könnten so weltweit eingesetzt werden. Doch es dauere, bis Unternehmen sich solche Technik anschafften: "Entscheidungswege können lang sein."
Seines Wissen seien bei Bionic weniger als zehn Kollegen beschäftigt, man habe sich von Personal getrennt, sagt Enkelmann. Er bedauert die Entwicklung, den in Bionic, steckt Potential". Für Lüneburg selber sei der Schritt ebenfalls bedauerlich. Hier hätte sich die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit verarbeitenden Unternehmen ergeben. Die Wirtschaftsförderung sei behilflich, so habe es vergangene Woche einen Termin im Wirtschaftsministerium in Hannover gegeben. Es brauche neue Investoren. Die Hoffnung sei, dass es eine Zukunft geben könnte.
Die Universität ist als Vermieter von der Insolvenz betroffen. Doch dort bleibt man gelassen. "Der Mietvertrag endet Ende des Jahres", sagt Pressesprecher Henning Zühlsdorff. "Wir müssen abwarten, ob es weitergeht." Ansonsten sehe man sich nach neuen Interessenten um.
Die Stadt nimmt die Insolvenz zur Kenntnis, will sich ansonsten aktuell nicht weiter äußern, trotzdem man im Rathaus in der Vergangenheit große Hoffnungen mit der Technologie verband. Carlo Eggeling
Die Fotos (ca) zeigen den Komplex in Volgershall.
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