Höchste Zeit für Lohngerechtigkeit
von Landkreis Harburg am 10.03.2025Erst unmittelbar vor dem Frauentag ist es soweit: Nun werden Frauen für ihre Arbeit auch bezahlt. Denn zumindest rechnerisch haben Frauen bis zum 7. März mehr als zwei Monate lang gearbeitet und nichts dafür bekommen, während ihre männlichen Kollegen entlohnt werden. Grund ist die Lohnlücke in Deutschland zwischen Frauen und Männern. Auf diese Situation macht der Equal Pay Day aufmerksam, der in diesem Jahr auf den 7. März fällt. Symbolisch markiert er den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Der Tag will auf die Situation aufmerksam machen und zur Diskussion anregen. In der Winsener Innenstadt sensibilisierten Andrea Schrag, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Harburg, und ihre Winsener Kollegin Svenja Riebau für das Thema – und verteilten Süßigkeiten als „Aufmunterung“, sich für Lohngerechtigkeit einzusetzen. Finanziell unterstützt wurde die Aktion über das Projekt „Gleichstellung sichtbar machen – CEDAW in Niedersachsen“.
Unter dem Motto „Weil es sich lohnt – Entgelttransparenz jetzt!“ rückt die Equal-Pay-Day-Kampagne 2025 den Zusammenhang von Lohntransparenz und dem Gender Pay Gap – der Lohnkluft bei gleicher Arbeit – in den Fokus. Denn wegen mangelnder Transparenz bleiben Lohnunterschiede und Entgeltdiskriminierung oft unbemerkt.
Die Lücke zwischen den durchschnittlichen Brutto-Stundenlöhnen von Frauen und Männern beträgt in Deutschland offiziell 18 Prozent, das sind 4,46 Euro oder bei einer 40-Stunden Woche immerhin 178,40 Euro. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes kommen Frauen auf 20,84 Euro brutto je Stunde, Männer auf 25,30 Euro. „Umgerechnet ergeben sich daraus 66 Tage, die Frauen länger arbeiten müssen, um rein rechnerisch genauso viel Geld verdient zu haben wie Männer bereits am Ende des Vorjahres“, sagt Andrea Schrag. „Selbst zwischen Frauen und Männer mit einer gleichen Ausbildung und ähnlichen Position bleibt eine Lohnkluft von sechs Prozent, der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap.“ Der Verdienstabstand hat sich in den vergangenen Jahren nur geringfügig verringert. „Wir sind nach wie vor Schlusslicht im europäischen Vergleich.“
Diese Situation hat Folgen, die das ganze Leben nachwirken: „Das ist nicht nur heute ungerecht, sondern wirkt sich später auch im Rentenbezug aus und führt dazu, dass der Frauenanteil bei den von Altersarmut betroffenen Menschen deutlich höher ist“, betont Svenja Riebau.
Ein Teil der Lohnlücke lässt sich auf sogenannte strukturelle Unterschiede zurückführen. „Viele Frauen erlernen aufgrund gängiger Rollenklischees Berufe, die schlechter bezahlt sind“, sagt Svenja Riebau. So sind Frauen überproportional in den sozialen Bereichen, den sogenannten Care-Berufen, tätig. „Daher muss es darum gehen, nicht nur den gesellschaftlichen Wert zu erhöhen, sondern auch die Bezahlung dieser Berufe zu stärken“, sagt Andrea Schrag.“
Hinzu kommt: Frauen arbeiten seltener in Führungspositionen und häufiger in Teilzeit oder in Minijobs. Ein Grund dafür: Frauen tragen bei der häuslichen Sorgearbeit, der Pflege von Angehörigen und der häuslichen Sorgearbeit die meiste Verantwortung. Das hat Folgen auf die Erwerbsbiografie. So leisteten Frauen in Niedersachsen 2022 pro Woche durchschnittlich 8 Stunden und 42 Minuten mehr unbezahlte Arbeit als Männer – mehr als ein ganzer Arbeitstag. „Umso wichtiger ist daher eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege, die es Frauen und Männern gleichermaßen ermöglicht, berufstätig zu sein und gemeinsam für ihre Kinder oder Angehörigen zu sorgen.“
Foto ©Landkreis Harburg / Bildunterschrift:
Andrea Schrag (links) und Svenja Riebau machen am Equal Pay Day in der Winsener Innenstadt auf die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam.
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