Winsen, am Montag den 18.08.2025

Harte Konkurrenz in der Stadt

von Carlo Eggeling am 08.11.2022


Harte Konkurrenz in der Stadt

Klimawandel: Die SPD sackte bei Wahlen durch, die Grünen legen zu. Wie wollen die Sozis gegensteuern? Chefin Andrea Schröder-Ehlers steht vor Herausforderungen

Fünfmal lagen die Grünen in der Stadt Lüneburg bei den vergangenen Wahlen vorn: Landratswahl, Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl, Bundestags- und Landtagswahl. Deren Ergebnisse zwischen Bockels- und Zeltberg waren besser als die der SPD. In der Fläche sind die Sozialdemokraten stärker, noch. Für die SPD-Unterbezirksvorsitzende, das entspricht einem Kreisverband, und Fraktionschefin im Stadtrat eine schwierige Situation. Zumal Andrea Schröder-Ehlers gerade ihr Landtagsmandat verloren hat. Gegen den Grünen Pascal Mennen.



Die 61-Jährige steht unter Druck, auch parteiintern. Das sieht sie selber natürlich auch. Sie betont bei einem Cappuccino und einem Gespräch im Capitol erst einmal das Positive: "Im Landkreis lag unser Kandidat Philipp Meyn vorn und ist mit einem Direktmandat in den Landtag eingezogen. In den Samtgemeinden sind wir gut verankert. In Ilmenau, Ostheide, Amelinghausen und Adendorf stellen wir die Bürgermeister." Gleichwohl müsse die Partei sich neu sortieren.

In den kommenden Wochen wollen sich die Sozis zu einer Klausurtagung treffen. Die Fraktionen von Stadtrat, aus dem Kreistag sowie Vertreter aus der Fläche sollen neue Ideen und Konzepte entwickeln. Am Anfang soll aber "die Analyse stehen". Da dürfte einiges aufzuarbeiten zu sein: Im Kreis und in der Stadt agieren die Fraktionen öfter nicht eng verzahnt miteinander, warum? Wo lagen die Gründen, dass man nicht mehr die stärksten Fraktionen stellt? Wie gut ist man beispielsweise in Stadtteilen verankert? Wie geht man mit dem Schatten des alten Oberbürgermeisters Mädge um, der zwar für eine Menge erreichter Ziele steht? Der aber auch als angeblich autokratisch mit seinem "System Mädge" verschrieen ist. Zumindest verfing die Erzählung bei einigen Wählern, die vor einem Jahr dann die SPD mit einem schlechten Ergebnis bei Kommunal- und OB-Wahl abstraften -- Weg von Mädge, der gar nicht mehr antrat, und seiner Partei.



Die Fraktionschefin im Rat verweist zudem darauf, dass die Grünen ihre Vorgehen verändern. Das musste sie selber erfahren. Pascal Mennen nahm ihr das Direktmandat ab: "Er hat nicht wie andere vorher nur auf die Landesliste gesetzt, die Grünen haben hier das erste Mal wirklich Wahlkampf betrieben mit Haustürbesuchen und ähnlichem." Dazu komme ein strukturelles Problem, mit dem sich Lüneburg, auch wenn es kleiner ist, in die Großstädte im Land einreiht: Hannover, Oldenburg und Göttingen sind universitär und damit auch grün geprägt.



Überdies bauen die Grünen ihre Machtposition Nordostniedersachsen aus: Miriam Staudte, deren Wahlkreis auch Teile des Lüneburger Lands abdeckt, übernimmt das Amt der Landwirtschaftsministerin. Dazu kommen als Abgeordnete Detlef Schulz-Hendel aus Amelinghausen als Co-Fraktionschef, Pascal Mennen als schulpolitischer Sprecher, sowie Abgeordente aus Harburg, Uelzen und Gifhorn. Das kann Einfluss für die Region bedeuten. Eben da müsse die SPD neue Perspektiven entwickeln und Themen besetzen. Welche müsse man nun diskutieren.

Die Parteichefin verweist auf einen der strahlenden Vertreter ihrer Partei und betont: "Ich habe Jakob Blankenburg aus Uelzen nach Lüneburg geholt." Er schlug den langjährigen CDU-Abgeordneten Eckhard Pols bei der Bundestagswahl und holte den Wahlkreis direkt. Jung, unverbraucht anders. Ein bisschen ist das die bittere Ironie, die auch die SPD-Frau traf: Nicht Erfahrung zählte bei der Landtagswahl, sondern etwas Neues.

Gefordert ist die SPD auch, neues Personal für Spitzenpositionen zu finden. Wer könnte als Landrätin, als Oberbürgermeister, als künftiger Abgeordneter kandidieren? Andrea Schröder-Ehlers glaubt, dass sie den Nachwuchs findet. Allerdings räumt sie auch ein, dass es allein im Stadtrat schwierig ist, die Fraktion aufzustellen: "Wir haben viele neue Leute dabei, das muss sich finden." Und profilieren. Zudem muss sie mit Schwergewichten klarkommen, die eben eigene Schwerpunkte setzen, die nicht unbedingt zu einem geeinten Auftreten beitragen.

Was macht sie selber nach 14 Jahren in Hannover als Abgeordnete? "Das braucht etwas Zeit, die nehme ich mir jetzt. Ich will wieder in den Beruf einsteigen", sagt die Juristin. Auch habe sie ein Rückkehrrecht: Sie hatte damals als Fachbereichsleiterin bei der Stadt Lüneburg gearbeitet. Nutzt sie das? "Ich schaue mal, wie sich alles entwickelt."

Carlo Eggeling

Foto: ASB

© Fotos: ASB


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