Winsen, am Sonntag den 01.06.2025

Die besten jungen Vorlesenden beim Plattdeutschen Lesewettbewerb ausgezeichnet

von Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg am 19.05.2025


Rosengarten-Ehestorf, 19. Mai 2025 – Platt lebt! Beim Kreisentscheid des Plattdeutschen Lesewettbewerbs haben 39 Kinder aus 15 Schulen ihr Können gezeigt. Gewonnen haben: Alexander Meyer (Grundschule Tostedt), Jonte Cohrs (Grundschule Klecken), Kalle Julius Rieger (Gymnasium Meckelfeld), Willem Vogt (Integrierte Gesamtschule Winsen-Roydorf) und Lee Naschke (Gymnasium Hittfeld). Im Freilichtmuseum am Kiekeberg traten sie am Dienstag, dem 14. Mai, in fünf Altersgruppen an – ihr Lesen wurde von einer Plattdeutsch-sprechenden Jury bewertet. Anschließend wurden die jungen Siegerinnen und Sieger im Museum vor etwa 150 Gästen öffentlich geehrt und erhielten Urkunden und kleine Präsente. Die Besten vertreten nun den Landkreis Harburg beim Bezirksentscheid am Mittwoch, dem 21. Mai, im Gymnasium Walsrode.

 

In diesem Jahr haben elf Kinder und sieben Schulen mehr teilgenommen als beim letzten Mal. Wiebke Erdtmann, Beraterin für Niederdeutsch am RLSB und Mitorganisatorin des Wettbewerbs, freute sich über das rege Interesse: „„Dat is fein to sehn, wie lebennig Plattdüütsch in düsse Region is – un wieveel Insatz dat bi Schoolmester, Öllern un de Kinner sülvst gifft, us Regionalspraak mit Leven to füllen.“ Museumsdirektor Stefan Zimmermann begrüßte das junge Publikum: „Am Kiekeberg bewahren wir Kultur auf vielfältige Weise – dazu gehört selbstverständlich auch die plattdeutsche Sprache als immaterielles Kulturgut. Sie wurde über Jahrhunderte weitergegeben, lebt in Liedern und Redewendungen fort. Mein Dank gilt allen, die sich für ihren Erhalt einsetzen – und besonders den vielen mutigen Kindern, die sich der Jury gestellt haben.“

 

Die stellvertretende Landrätin des Landkreises Anette Randt wandte sich an die Kinder: „Ik freu mi bannig – dat is wat ganz Besünners! Plattdüütsch is mehr as een Spraak – dat is Heimat, dat is Kultur, dat is dat Band twischen de Generationen.“ Plattdeutsch, so erklärte Anette Randt, habe in vielen Schulen wieder einen Platz gefunden. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich nicht um irgendeinen Dialekt handle – Plattdeutsch sei einmal Weltsprache des Nordens gewesen. Kaufleute der Hanse hätten Verträge auf Plattdeutsch verhandelt und niedergeschrieben. Es sei die Sprache von Recht und Gesetz gewesen, deren Stellenwert jedoch mit dem Niedergang der Hanse gesunken sei. Als „Sprache der einfachen Leute“ sei sie zunehmend in Bildung und Berufsleben verdrängt worden. Seit den 1960er-Jahren hätten Eltern darauf Wert gelegt, Hochdeutsch mit ihren Kindern zu sprechen – so sei Plattdeutsch als Muttersprache verloren gegangen. An die Kinder gerichtet, betonte Anette Randt: „Sie ist ein Schatz – und mit jeder Geschichte, mit jedem Vorlesemoment haltet ihr diesen Schatz lebendig.“

 

Als langjährige Unterstützerin des Plattdeutschen Lesewettbewerbs erklärte die Sparkasse Harburg-Buxtehude, vertreten von Birgit Weselmann vor der Urkundenverleihung: „Wat is das hier för’n wunnerschönes Spektakel an‘n Kiekebarg! Wi sünd richtig stolt, dat so veel junge Lüüd Lust hebbt Platt to lesen un so en wichtigen Deel to’n Spraakerhalt bidragen könnt.“ Ausgerichtet wird der Plattdeutsche Lesewettbewerb alle zwei Jahre von der Sparkasse Harburg-Buxtehude in Zusammenarbeit mit dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg (RLSB) und dem Verein För Platt e.V.

 

Die Gewinner und Gewinnerinnen des Kreisentscheids

Alle Kinder und Jugendlichen präsentierten selbstgewählte plattdeutsche Texte – von humorvoll bis nachdenklich. Bewertet wurden Lesetechnik, Aussprache, Sprachgefühl und Ausdruck.

Den ersten Platz unter den Drittklässlern belegte Alexander Meyer von der Grundschule Tostedt mit „De dicke fette Pannkoken“. Emilia Georges holte den zweiten und Greetje Weselmann den dritten Platz in der Altersgruppe.Der Erstplatzierte der vierten Klassen ist Jonte Cohrs von der Grundschule Klecken mit „Immer op de Lütten“. Mats Litzmann erreichte den zweiten und Nova Wüpper den dritten Platz.Kalle Julius Rieger vom Gymnasium Meckelfeld gewann mit „De pädagogische Opgaav“ in der Altersgruppe der fünften und sechsten Klassen. Aranya Bhattacharya holte den zweiten Platz. Es folgte Henriette Dammann auf Platz drei. Plattdeutsch-Sieger unter den Siebt- bis Achtklässlern wurde Willem Vogt von der Integrierten Gesamtschule Winsen-Roydorf mit „De pädagogische Opgaav“. Rebekka Strelow und Linda Chloé Hachmann erreichten die Plätze zwei und drei.Die beste Plattdeutsch-Leserin der neunten bis 13. Klassen ist Lee Naschke vom Gymnasium Hittfeld mit „Sneewitchen un de söven Öllern“. Platz zwei und drei holten sich Lucian Bosse und Nisha Pioletti.

 

Plattdeutsch im Landkreis Harburg

Auch über den Wettbewerb hinaus spielt Plattdeutsch im Landkreis Harburg eine wichtige Rolle.

Das vielfältige Angebot der niederdeutschen Sprache vernetzt im Landkreis Harburg die Plattdeutsch-Koordinatorin Rike Henties: Auf der Internetseite plattfinntstatt.de finden Interessierte den Online-Veranstaltungskalender und Newsletter. Der Landkreis Harburg und der Förderverein des Freilichtmuseums am Kiekeberg finanzieren die Stelle als Teil der regionalen Kulturförderung.

 

 

Fotos anbei:

Bild 1 Die Erstplatzierten + das Organisationsteam des Kreisentscheids des Plattdeutschen Lesewettbewerbs 14.5. Bild FLMK

BU 1 Die besten Plattlesenden ihrer Altersgruppen mit den Verantwortlichen des Kreisentscheids am Kiekeberg, v. l. Alexander Meyer, Stefan Zimmermann (Direktor Freilichtmuseum am Kiekeberg), Jonte Cohrs, Wiebke Erdtmann (Beraterin Niederdeutsch RLSB), Kalle Julius Rieger, Anette Randt (stellvertretende Landrätin des Landkreises), Willem Vogt, Birgit Weselmann (Spezialistin Baufinanzierung der Sparkasse Harburg-Buxtehude), Lee Naschke und Dr. Heinz Harms (Zweiter Vorsitzender För Platt e. V.)

 

Bild 2 Moderator Wilfried Staake singt plattdeutsche Lieder mit dem Publikum beim Plattdeutschen Lesewettbewerb 14.5. Bild FLMK

 

© Fotos: Sti


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