Bald Steg durch das Gagelmoor
von Stadt Winsen (Luhe) am 29.10.2025Es herrscht immer eine ganz besondere, eine eigenartige Stimmung im Moor. Geheimnisvoll, ein wenig mystisch ist es, wenn besonders abends oder im Herbst der Nebel über den Wasserflächen wabert. Romantisch, geradezu fröhlich wirkt es dagegen, wenn im Frühjahr das weiße Wollgras blüht, wenn das Quaken der Frösche ertönt oder die bunten Libellen über der urwüchsigen Landschaft mit ihren alten Wurzelstümpfen zu beobachten sind. Und im Großen Gagelmoor kommt noch der charakteristische Geruch hinzu: Wer im Sommer aufmerksam schnuppert, weiß sofort, warum die Flächen bei Neu Wulmstorf ihren Namen haben. Der stark aromatische Duft des Gagelstrauch verleiht der sonst so unwirtlich scheinenden Gegend seinen typischen Geruch. Bierfreunde erkennen das sofort – schließlich wird der Gagel auch zum Würzen von speziellen Sorten des Hopfengetränks verwendet. All das soll künftig erlebbar sein: Die Abteilung Umwelt des Landkreises Harburg nimmt derzeit Bauarbeiten vor und schafft dort eine Wegverbindung.
Schon seit Jahren renaturiert der Landkreis Flächen im Großen Gagelmoor nördlich von Neu Wulmstorf. „Wir versuchen hier, die ursprüngliche Moorlandschaft wiederherzustellen. Das ist eines der bedeutendsten Moorprojekte im Landkreis“, erläutert Armin Hirt von der Unteren Naturschutzbehörde. Doch sehen lässt sich davon nur wenig, da aus Gründen des Artenschutzes eine Beruhigung der Fläche wichtig ist. Es gibt keine Wege, das Moor darf nicht betreten werden. Das wird sich ändern: Ein Rundweg entsteht. Die Arbeiten sind in vollem Gange, und zunächst ist der aufgeweichte Boden noch nicht begehbar– die Fläche ist daher über den Winter zunächst gesperrt.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Neu Wulmstorf wurden zunächst zwei zentrale Entwässerungsgräben geschlossen und zu Moorflächgewässern aufgeweitet. „Das war auch dank einer Förderung der Adalbert-Zajadacz-Stiftung möglich. Solch vorbildliches gesellschaftliches Engagement hätten wir gern öfter“, sagt Hirt und hofft auf Nachahmer.
In dem nassen Terrain ermöglichen dann ab Frühsommer drei Holzstege aus heimischem Eichen- und Lärchenholz das unmittelbare Erleben von Moorlebensräumen. „Das ist in dieser Form einzigartig im Landkreis.“ Ein schmaler Graspfad führt dann in einer geschwungenen Schleife auf die einzelnen Stege und Plattformen. „Wie wollen den Menschen den Eindruck vom Moor und der besonderen Natur ohne Distanz ermöglichen und den Schatz vor der Haustür zeigen, ohne die Natur zu stören.“
Über Jahrhunderte waren Moore ein Inbegriff für Abgeschiedenheit, Angst und Armut, waren im Bewusstsein ein Gebiet voller Nebelschwaden und Gefahr. Wo nachts die Irrlichter herumgeisterten, lauerte das Böse und kann man für ewig versinken, so die Vorstellung. Moore galten daher einfach nur als schauriges Ödland, unheimlich, lebensfeindlich und ein wenig mystisch. Als wertvoll galten die Flächen nur im kultivierten Zustand. Und so eroberten die Menschen über Jahrhunderte die Gebiete, nutzten den Torf beispielsweise als Brennmaterial und legten die Moore trocken, um Acker- und Weideland zu schaffen.
Auch die ehemals ausgedehnten Moorlandschaften im Westen des Landkreises Harburg wurden insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg im großen Stil entwässert, umgebrochen und für Land- und Forstwirtschaft genutzt. Aus heutiger Sicht eine fatale Entwicklung. Denn inzwischen ist klar: Moore sind Klimaschützer Nr. 1 und wertvoller Lebensraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. Obwohl Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs und deutlich mehr als Waldflächen.
Die „Moore bei Buxtehude“, wie das Naturschutzgebiet mit dem Großen Gagelmoor korrekt heißt, sind eines der wenigen Moorrelikte im Landkreis Harburg. Damit das Moor wieder „nasse Füße“ bekommt, werden Gräben und Gräben verschlossen. So bleibt das Wasser im Gebiet, das entwässerte Moor kann sich wie ein Schwamm vollsaugen. Gleichzeitig ist das Moor ein wertvoller Lebensraum für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Der im Frühjahr blaue Moorfrosch, Kraniche und Libellen fühlen sich hier wohl, Moorheide, Moosbeere und Wollgräser wachsen.
Bild © Landkreis Harburg / Bildunterschrift 1:
Die Arbeiten im Großen Gagelmoor bei Neu Wulmstorf sind in vollem Gange.
Bild © Landkreis Harburg / Bildunterschrift 2:
Ein Rundweg ermöglicht ab Frühsommer, das Gagelmoor zu erleben.
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